Die hohe Inflation, stark gestiegene Energiepreise und die zu erwartenden Lohnerhöhungen stellen für KMU in Österreich eine enorme Herausforderung dar. Für private Haushalte ist die Entscheidung, ob Investitionen getätigt werden können, relativ einfach - es genügt ein Blick auf den Kontostand. Unternehmen stehen hier vor wesentlich komplexeren Aufgaben: Mit Werkzeugen wie Cashflow-Berichten, Forecasts (kurz- bis mittelfristige Finanzziele), oder der Liquiditätsplanung, müssen die richtigen Entscheidungen getroffen werden.
In diesem Beitrag klären wir gemeinsam mit unserem Consultant und Finanzexperten Hans-Peter Schölnberger, welche wesentlichen Punkte bei der ordentlichen Liquiditätsplanung zu beachten sind, welche Aufgaben KMU in Zukunft zu bewältigen haben und mit welchen Tools Ihre Finanzen erfolgversprechend aufgestellt werden können - auch in Krisenzeiten!
Herr Schölnberger, beginnen wir mit der Frage, warum ist die Liquiditätsplanung gerade jetzt wichtig?
Wir befinden uns in einer Zeit, in der die Zahlungsmoral nicht die allerbeste ist. Rund um Weihnachten werden Zahlungen sehr häufig aufgeschoben, auf der anderen Seite sind in dieser Zeit Sonderzahlungen zu leisten - dies macht sich bei der Liquidität bemerkbar! Darum ist die Zeit rund um Weihnachten besonders wichtig, um für ausreichend liquide Mittel im Betrieb zu sorgen.
Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einem Finanzplan und einem Liquiditätsplan?
Man kann vorab sagen, dass es sehr viele Definitionen gibt. Ich halte mich an eine einfache: Bei beiden geht es darum, die Liquidität des Unternehmens zu sichern, wobei der Liquiditätsplan, im Unterschied zum Finanzplan, ein sehr kurzfristiges Instrument darstellt. Dabei soll die Zahlungsfähigkeit für die nächsten Wochen und Monate sichergestellt werden.
Beim Finanzplan geht es darum, für einen längeren Zeitraum, also für ein bis zwei Jahre, festzustellen, inwieweit man mit den vorhandenen finanziellen Ressourcen die jederzeitige Zahlungsfähigkeit sicherstellen kann.
Welche Aufgaben hat man bei der Liquiditätsplanung zu erledigen?
Beim Liquiditätsplan greift man im Wesentlichen auf Ist-Daten zurück. Dies heißt, was ist an Eingängen zu erwarten, welche Rechnungen sind gestellt worden, welche Zahlungsziele wurden vereinbart und wann kann ich tatsächlich mit den Eingängen rechnen. Zugleich muss ich natürlich meine Ausgaben dementsprechend planen. Beim Liquiditätsplan wäre es sinnvoll, dies wochenweise vorzunehmen, wodurch man einen genauen Überblick bekommt. Natürlich müssen hier auch die Steuer- und Sozialversicherungszahlungen berücksichtigt werden, da diese an fixe Zahlungstermine gebunden sind. Zusammengefasst müssen Unternehmen auflisten, wann mit Zahlungseingängen und Zahlungsausgängen zu rechnen ist.
Zurück zur Finanzplanung, welche Aufgaben sind hier zu bewältigen?
Beim Finanzplan sind die gleichen Aufgaben zu erledigen, nur ist eben der Zeitraum wesentlich länger. Als Basis dienen keine Ist-Werte sondern Zahlen aus der Planungsrechnung, um daraus ableiten zu können, inwieweit man mit dem vorhandenen Finanzierungsrahmen das Auslangen finden kann - natürlich müssen hier auch Investitionen berücksichtigt werden.
Welche Tipps haben Sie für Unternehmen zur Sicherstellung der Liquidität?
Die schnellste, einfachste und effektivste Möglichkeit: Man muss so schnell wie möglich zu den offenen Forderungen kommen, es braucht also ein effektives Mahnwesen. Persönlich bin ich ein Verfechter des 2-Stufigen-Mahnwesens, das heißt, eine erste und eine letzte Mahnung.
Auf der anderen Seite sind natürlich auch die eigenen Zahlungsziele und Verbindlichkeiten zu durchleuchten - d.h., wann muss ich Zahlungen leisten?
Eine weitere Möglichkeit ist es, beim Finanzamt und bei der Sozialversicherung auf Ratenzahlung umzustellen. Dies wird häufig übersehen!
Wir danken Herrn Schölnberger für seine Expertise zum Thema Liquidität! Sind Fragen aufgetaucht oder benötigen Sie Hilfe zur Sicherung der Liquidität Ihres Unternehmens?
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